Aktuell erleben wir national und international einen raschen Wandel im Gesundheitswesen. Zentrale Treiber sind vor allem fachliche Entwicklungen, medizinischer Fortschritt und betriebswirtschaftliche Einflussfaktoren, nebst den strukturellen und politischen Auflagen. Diese begründen auch im Kanton St.Gallen den dringenden Handlungsbedarf für eine umfassende Neuorientierung der kantonalen Gesundheitsversorgung.
«Es wird auch in diesem Kontext noch verschiedentlich Kritiker und Zweifler geben in der Beurteilung und Einschätzung der empfohlenen Strategie- und Strukturweiterentwicklung. Ich persönlich bin aber zuversichtlich, dass auch die Politik die Zeichen der Zeit und damit den dringlichen Handlungsbedarf erkennen wird.»
Der Lenkungsausschuss hat das überzeugende Detailkonzept entgegengenommen und nur leicht modifiziert: Die ambulanten Zentren wurden mit Notfalldienstleistungen ergänzt zu Gesundheits- und Notfallzentren. Die danach vom Lenkungsausschuss erarbeitete Botschaft «4plus5»-Strategie wurde vom Gesamtregierungsrat im Herbst verabschiedet und für eine umfassende Vernehmlassung bis Ende 2019 freigegeben.
Im Theaterstück «Warten auf Godot» von Samuel Beckett warten zwei Männer auf eine dritte Person – auf Godot. Ort und Zeit für sein Kommen sind unbestimmt. Das Stück von Beckett wurde ein epochaler Welterfolg – trotz initialem Zweifel der Theater-Kritiker. Beckett erhielt 1969 gar den Nobelpreis für Literatur. Auf die Frage, wer Godot sei, antwortete Beckett: «Wenn ich es wüsste, würde ich es sagen».
Die Metapher «Warten auf Godot?» passt somit sehr gut zur Ende 2019 abgelaufenen Vernehmlassung der regierungsrätlichen Botschaft «4plus5». Wir – Spitäler und Verwaltungsrat – wissen aktuell auch (noch) nicht, was im weiterführenden politisch-demokratischen Entscheidungsprozess 2020 letztlich entschieden wird.
Es wird auch in diesem Kontext noch verschiedentlich Kritiker und Zweifler geben in der Beurteilung und Einschätzung der empfohlenen Strategie- und Strukturweiterentwicklung. Ich persönlich bin aber zuversichtlich, dass auch die Politik die Zeichen der Zeit und damit den dringlichen Handlungsbedarf erkennen wird. Sie muss letztlich in verpflichtender Wahrnehmung ihrer Verantwortung die dringliche Weichenstellung vornehmen, die erfolgreich folgenden übergeordneten Zielsetzungen gerecht werden muss:
«Warten auf Godot?» – nein, der aktuelle Entscheidungsprozess darf für die Bevölkerung des Kantons St.Gallen nicht zu einem vergeblichen Warten werden auf eine Gesundheitsversorgung, die den aktuellen Entwicklungen gerecht wird und auch in Zukunft eine sichere und qualitativ gute Versorgung sicherstellen kann. Der amerikanische Rechtsprofessor und Experte für erfolgreiche Gesundheitspolitik Lawrence O. Gostin formuliert sehr richtig: «Die Goldene Regel des Gesundheitswesens ist, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.» Mit einer Neuorientierung der St.Galler Gesundheitsversorgung kann dieser Regel nachgelebt werden.
Im Namen des Verwaltungsrates danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der vier Spitalverbunde für den täglichen grossartigen Einsatz in der Betreuung der ihnen anvertrauten und zugewiesenen Patientinnen und Patienten. Dem Kader und den Geschäftsleitungen gilt die besonders hohe Wertschätzung für das zusätzliche grosse Engagement in der Strategie- und Strukturweiterentwicklung. Wir sind uns alle bewusst, dass die aktuell noch unsichere Zukunft der St.Galler Spitalwelt eine enorme Belastung bedeutet – für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für Patientinnen und Patienten sowie für die niedergelassene und zuweisende Ärzteschaft. Der Verwaltungsrat bittet dennoch alle um Verständnis und betriebliche Loyalität bis zum Prozessstart in die neue Versorgungsstruktur.
Ich wünsche allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein unverändert gutes Gelingen und inspirierende Entfaltung ihrer Kompetenzen im Spitalalltag. Hoffen wir, dass die Strategie- und Strukturweiterentwicklung von Erfolg gekrönt sein wird. Zentral für diesen Wandel sind drei Erfolgsgaranten: Realitätssinn für aktuelle Herausforderungen, Offenheit für neue Prozesse und Angebote und Gestaltungswillen, um im verfügbaren Handlungsspielraum die Zukunft aktiv, fokussiert sowie mit transparenter und objektiver Argumentation zu gestalten.
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